DISKUSSION: Anarchismus und Tierbefreiung
SAMSTAG – 11 UHR
Ist es wirklich so verwunderlich, wenn Nazi-Veganer für Tierrechte flyern und seit Neustem durch Internet-Kochshows auf sich aufmerksam machen?
Von Seiten „der Bewegung“ werden derartige Ereignisse stets als Vereinnahmungen abgetan. Seltenst wird der Frage nachgegangen, warum Faschist_Innen gewisse Positionen überhaupt vereinnahmen können und was das über besagte Positionen aussagt. Das Ausspielen des Leides der Tiere gegen gewisse Menschengruppen ist im Übrigen keine Erfindung der sogenannten autonomen Nationalisten, denn bereits Richard Wagner war der Ansicht, das deutsche Volk solle sich mit Tierschützern, Asketen und Vegetariern verbünden, um gegen die jüdische Aggression zu kämpfen.
Doch auch der sich selbst als emanzipatorisch verstehenden Tierrechts- beziehungsweise Tierbefreiungsbewegung fehlt es nicht an (eigenem) regressivem Gedankengut. Beispielhaft hierfür sind unter anderem der sich hartnäckig haltende „Holocaustvergleich“ oder die unsäglichen Anti-Abtreibungspositionen. Die Auseinandersetzung mit derartigen Ausfällen stellt die Grundlage für eine Haltung dar, der weder das Leid der Menschen, noch das der Tiere egal ist.
Bei genauerer Betrachtung drängt sich der Verdacht auf, dass das Problem in den Prämissen der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung liegt. Daher wollen wir diese zur Diskussion stellen. Ist der Antispeziesismus notwendige Voraussetzung einer anarchistischen Kritik des Mensch-Tier-Verhältnisses oder steht er einer solchen gar im Weg? Worauf verweisen die Begriffe Tierrechte und Tierbefreiung? Handelt es sich beim Anthropozentrismus um ein verwerfliches Konzept? Stellen Bio- oder Pathozentrismus eine wirkliche Alternative dar oder führen sie zur viel beschworenen Abwertung des Menschen? Braucht es anarchistische Alternativen zu diesem Konzept und wenn ja, gibt es diese bereits oder wären sie erst zu entwickeln?